Stadtvillen

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Historische Bauwerke



Wenn wir mit offenen Augen durch unsere Stadt gehen, werden wir eine ganze Reihe von historisierenden oder jugendstil-ähnlichen Hausfassaden entdecken. Vor allem an den alten Ausfallstraßen sowie in den Wohngebieten rund um das Bahnhofsgelände finden wir diese uns heute so ansprechenden Gebäude. Beschäftigen wir uns etwas näher mit ihrer Entstehungsgeschichte. Ab 1871 erlebt das aus dem Krieg mit Frankreich geeinte deutsche Kaiserreich einen materiellen Aufschwung. Das zu Geld gekommene Großbürgertum, in erster Linie Fabrikanten und Angehörige der freien Berufe, entflieht nun der Enge des durch Handwerksbetriebe und Lärm belasteten Zentren und baut sich Villen und Landhäuser, die von Gärten umgeben waren und Abstand zum Nachbarn ließen. Bramsche war um 1890 ein Ort mit knapp 3.000 Einwohnern. Als der alte Breuelwald niedergelegt wurde, um die Eisenbahnlinie Osnabrück–Wilhelmshaven zu bauen, nutzen die neuen Bauherren die Gelegenheit, in diesem neuen Stadtquartier ihre Häuser zu bauen. Zahlreiche Villen in der Bahnhofstraße und den umliegenden Straßen zeugen davon. Andere siedelten sich an der Osnabrücker und Engter Straße an. Autoverkehr gab es noch nicht. Die Nähe zum Bahnhof galt als großer Wohnvorteil. Der Historismus tritt zuerst in Erscheinung. Er orientiert an Vorbildern aus der Vergangenheit und schöpft aus vielen Quellen. Die Vorsilbe ‚Neo‘ (Neo-Romanik, Neo-Gotik, Neo-Renaissance, Neo-Klassizismus) verdeutlicht dieses Kunst- und Bauschaffen jener Zeit. Die Industrialisierung hatte im übrigen auch im Bauwesen zu einer Massenanfertigung geführt. Aus dicken Katalogen konnten sich Bauherren und Architekten Säulen, Pfeiler, Stuckelemente und vieles mehr bestellen und diese frei nach Belieben für die Ausschmückung von Innenräumen und Fassaden nutzen. Auch im Innenstadtbereich wurde jetzt alte Bausubstanz mit entsprechenden Fassaden in Einzelfällen ‚verschönt‘. Seit etwa 1890 entwickelte sich eine Gegenbewegung zum Historismus, die ihren Namen nach der 1896 in München gegründeten Zeitung „Die Jugend“ erhielt: der Jugendstil. In England nannte man diese Kunstrichtung „modern style“, in Österreich „Sezessionismus“ und in Frankreich „art nouveau“. Für die Architektur hat der Jugendstil nicht die Bedeutung erlangt, die er für das Kunstgewerbe oder die Plakatkunst besitzt. Hauptmerkmal ist die Ornamentik, oft als flächendeckendes Schmuckwerk stilisierter Lebensformen wie Pflanzen, Tiere, Kinder sowie Muster in langgedehnten und schwungvollen Linien. So unterschiedlich sich denn auch Historismus und Jugendstil programmatisch zeigen, zwei wesentliche Eigenschaften haben sie gemeinsam: die tiefe, handwerkliche Durchdringung des Baumaterials auch trotz der Massenfertigung einzelner Bauteile und die im Innern der Häuser zweckgerichtete und auf seine Bewohner höchste Rücksicht nehmende Gestaltung der Räumlichkeiten, wenn wir die Unterbringung des Hauspersonals in Kellerräumen und Dachkammern davon ausnehmen. Bereits nach dem Ersten Weltkrieg wurden beide Baustile einer scharfen Kritik unterworfen, wobei insbesondere der Historismus als völlig unkünstlerischer, ‚reklamehafter‘ Fassadenstuck abgetan wurde. Heute ziehen immer mehr Menschen das Wohnen in diesen Häusern vor, da sie, im Gegensatz zu vielen Bauten in der Nachfolgezeit, ein „Gesicht“, einen individuellen Charakter haben. Nicht zuletzt darum orientiert sich eine neue Architektengeneration wieder und erneut an den Baustilen der Jahrhundertwende.
Hinweis: Historischer Stadtplan und Häusertafeln vom Heimat- und Verkehrsverein
Er entstand in Zusammenarbeit mit dem Verein für Bildende Kunst. Direkt neben dem offiziellen Stadtplan am Münsterplatz weist er den Weg zu besonders sehenswerten Gebäuden.

Gut zu wissen

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Die aktuellen Eintrittspreise entnehmen Sie bitte der Homepage des Tuchmacher Museums

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Autor:in

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Herrenteichsstraße 17+18
49074 Osnabrück

0541/323 - 4567

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